Nach dem Überwinden der ersten Herausforderungen ändert sich oft nicht nur der Spirit im Unternehmen, sondern auch dein Alltag als Gründer:in. Der Pioniergeist geht etwas zurück und du wirst immer mehr zum/zur Manager:in.
Doch was, wenn dich diese Tätigkeit nicht so sehr erfüllt?
Viele Gründer:in stehen nach der turbulenten Anfangsphase genau vor dieser Frage und wählen den Exit. Entweder um sich nach etwas anderem umzuschauen, oder um erneut zu gründen. Die gesammelte Erfahrung kann hierbei sehr nützlich sein.
Allerdings solltest du diese Entscheidung vorher genaustens abwiegen, da der Verkauf oder Ausstieg in der Regel irreversibel ist. Neben den offensichtlichen und wirtschaftlichen Parametern solltest du auch die Erwartung an das eigene Leben berücksichtigen und einkalkulieren. Das wichtigste ist grundlegend, dass du keine vorschnellen Entscheidungen aus dem Bauch heraus machen solltest, wenn es um den Ausstieg geht. Es ist üblich sich beraten zu lassen, um sowohl den richtigen Weg auszuwählen und das Unternehmen auch zu veräußern.
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Wenn du das Unternehmen verlassen willst, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Sie unterscheiden sich grundsätzlich darin, wie viel Einfluss du noch hast und an wen du das Unternehmen abgibst. Dadurch unterscheidet sich der Aufwand der verschiedenen Strategien auch wesentlich voneinander. [2]
Umgangssprachlich auch als „Going Public“ bekannt, beschreibt IPO den klassischen Börsengang, bei dem Anteile des Unternehmens als Aktien zum Kauf angeboten werden. Wie groß der Anteil sein soll, der insgesamt verkauft werden soll, aber auch die Größe einer Aktie kannst du als Inhaber auswählen. Die neuen Anteilseigner haben formal auch ein Recht darauf Entscheidungen in dem Unternehmen zu treffen, allerdings sind die Anteile meist so gering, dass auch das Mitspracherecht verschwindend ist. In der Regel kauft der Aktieneigner mit dem Anteil auch die Möglichkeit am Gewinn des Unternehmens beteiligt zu werden und die sogenannte Dividende zu erhalten. Beim IPO ist allerdings zu berücksichtigen, dass mit Ihnen größtenteils kein kompletter Ausstieg vollzogen wird, sondern nur ein Teil des Unternehmens abgegeben wird. Im Gegenzug verfügt der Unternehmer allerdings über mehr Eigenkapital und kann so größere Investitionen stemmen. Dass ein Börsengang keine leichte Entscheidung ist, wird in der Biografie des Nike-Gründers Phil Knight eindrucksvoll deutlich. Dieser war vor dem Börsengang im Jahr 1980 zutiefst unentschlossen, ob er Anteile des Unternehmens abgeben will. Es ist unbedingt notwendig, sich vor dem Aktienverkauf ausreichend vorzubereiten und sich mit Experten zusammenzusetzen. [3]
Bei diesem Exit wird ein Teil oder das gesamte Unternehmen an einen einzelnen Investoren veräußert. Bei diesem kann es sich sowohl um Privatpersonen, als auch um andere Unternehmen handeln, die ein Interesse daran haben, das Unternehmen zu übernehmen. Wie viel Einfluss du in deinem Unternehmen hast, hängt ganz vom Investor ab. So kommt es beispielsweise vor, dass der/die Gründer:in die Geschäftsführung befristet übernimmt, um die Übergangsphase zu managen. Ein bekanntes Beispiel eines Trade-Sales ist das soziale Netzwerk Studivz, welches 2007 von der Georg von Holzbrineck Verlagsgruppe übernommen worden ist. Nach dem Trade Sale erreichte StudiVz seinen Höhepunkt mit mehr als 15 Millionen Nutzern im Jahr 2010 bevor es 2017 schließlich Insolvenz anmelden musste.
Merger & Acquisition ist in der Start-Up Welt weit verbreitet, da große, etablierte Unternehmen neue Mitbewerber aufkaufen. Für viele Gründer:innen ist diese Übernahme erstrebenswert, da der Exit mit einer großen Summe in Verbindung stehen kann. Allerdings wird nach einer solchen Übernahme oft nicht auf die Interessen des/der Gründers/Gründerin geachtet, weswegen man sich nicht nur praktisch, sondern auch emotional vom Unternehmen verabschieden muss. Besonders in Amerika ist diese Form der Unternehmensübernahme weit verbreitet.
Bei einem Leveraged Buyout handelt es sich um eine Übernahme, die sich durch ihrer Finanzierung auszeichnet. Der Investor finanziert das Unternehmen mit einem geringen Anteil an Eigenkapital und nimmt in der Regel einen großen Kredit auf. Ein LBO ist oft mit einem hohen Risiko verbunden, da ein temporärer Gewinneinbruch dazu führen kann, dass der Kredit nicht getilgt werden kann. In diesem Fall meldet der Investor Insolvenz an und die Übernahme ist für beide Seiten gescheitert. [4]
Um zu verhindern, dass das Unternehmen nach dem Kauf an einer Umstrukturierung oder anderen Arbeitsweise nicht mehr so produktiv ist, eignet sich diese Option. Hierbei wird nicht nur das Unternehmen, sondern auch das Management übernommen. So wird sichergestellt, dass der Spirit erhalten bleibt. Auch das Management Buyout unterscheidet sich in der Finanzierung. Häufig handelt es sich um einen Kauf mit wenig Eigenkapital, einem Leveraged Management Buyout.
Zu einem Unternehmensverkauf gehört eine Menge Planung und rechtliche Vorbereitung. Bevor du dir allerdings eine Beratung suchst, solltest du dir aber erst einmal selbst Gedanken machen, ob ein Unternehmensverkauf überhaupt realistisch ist. Wenn das Unternehmen zu stark an dich als Gründer:in gebunden ist, solltest du zum Beispiel mindestens die Geschäftsführung übernehmen. Aber auch bei einer instabilen Wirtschaftslage fürs Unternehmen ist ein erfolgreicher Exit unwahrscheinlich.
Zur Übersichtlichkeit für beide Parteien ist ein erneuerter Businessplan notwendig. Besonderes Augenmerk wird beim Verkauf sowohl auf die letzten drei Jahresabschlüsse als auch auf eine Betriebswirtschaftliche Auswertung gelegt. Da die rechtlichen, steuerlichen und auch finanziellen Aspekte eines Unternehmensverkaufs so umfangreich sind, sollte deine Vorbereitung zum Großteil daraus bestehen, eine geeignete Beratung zu finden. Die Zusammenarbeit mit einer qualifizierten Beratung spart einen umfassende und zeitintensive Vorbereitung und sichert einen fairen Verkaufspreis.
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