1.10 Finanzierungsmöglichkeiten

Wenn du nicht über genug Mittel verfügst, um deine Geschäftsidee zu finanzieren, geht es dir wie vielen. Dennoch solltest du dich von dieser Erkenntnis nicht aufhalten lassen, sondern dir Gedanken machen, wie du dein Start-Up finanzierst. Neben Bankkrediten und Crowdfunding laufen dir bei diesem Thema aber auch Begriffe, wie Bootstrapping über den Weg. Um einen ausführlichen Überblick über all diese Möglichkeiten zu bekommen, hilft dir der folgende Artikel.

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Bootstrapping

Der Begriff Bootstrapping kommt aus dem Englischen und beschreibt dabei in Anlehnung eines Schnürsenkels den Umfang der Finanzierung. Je enger der Schnürsenkel am Schuh anliegt, also umso enger das Budget an das Start-Up angepasst ist, desto besser. Beim Bootstrapping ist es nicht möglich, Top-Manager für viel Geld einzustellen, die das Unternehmen mit großen Summen gestalten können. Stattdessen müssen sich die Gründer sehr viele Gedanken machen, welche Ausgaben zwingend notwendig sind, und wie auf schnellstem Wege Gewinn erwirtschaften.

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Die zeitlosen sieben Grundsätze für das Bootstrapping legte Amar Bhide 1992 im Havard Business Review fest:

  • Schnell mit dem operativen Geschäft anfangen
  • Zu Beginn hauptsächlich Projekte, die schnelle Einnahmen bringen und einen zeitnahen Break-Even haben
  • Es ist außerdem wichtig, Produkte anzubieten, die für die Kunden einen Wert schaffen und konkurrierende Produkte im besten Fall verdrängen. Allerdings ist es schwieriger, die langfristigen Gewohnheiten von Menschen beim Kauf von zum Beispiel Marmelade zu verändern. Bei Gütern mit höherem Wert ist es einfacher, da hinter den Entscheidungen mehr Überlegungen stecken.
  • Ein Team aus absoluten Profis ist zum Anfang eher unrealistisch, da dir die finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen ein Team zu beschäftigen. Auch sonst musst du dich von der Vorstellung verabschieden, Top-Personal anzuziehen. Du bist erstmal nur eines von vielen Start-Ups.
  • Schnelles Wachstum ohne Rücksicht auf Konsequenzen sollte besonders als Bootstrapper nicht dein Ziel sein. Viele Start-Ups wachsen zu schnell und schaffen es anschließend nicht mehr, ihre Aufgaben und Herausforderungen zu bewältigen.
  • Als Bootstrapper solltest du dich obendrein nicht direkt um deinen Unternehmenswert oder andere größere Ziele kümmern, sondern dich erstmal darum kümmer Einnahmen zu generieren, um deine Lage zu festigen.
  • Wenn du irgendwann doch einen Bankkredit aufnehmen möchtest, solltest du alle Bücher und Aufzeichnungen so vorbereiten, dass die Bank deine Kreditwürdigkeit direkt erkennt. [1]
Förderung (Staatlich, Hochschule, Wettbewerbe)

Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit ergibt sich aus den Angeboten vom Staat, von Hochschulen und Wettbewerben. Hierbei ist es oft erwünscht, dass das Unternehmen etwas zur Gesellschaft beiträgt, indem es zum Beispiel besonders nachhaltig oder sozial ist. Diese Finanzierungen sind allerdings nur selten ausführlich und können in der Regel als Bonus betrachtet werden. Dennoch sind die immateriellen Aspekte einer solchen Finanzierung nicht zu vernachlässigen. Das Gewinnen in einem Wettbewerb oder einer öffentlichen Ausschreibung bringt eine Menge Ansehen mit sich und kann sowohl Kunden als auch Investoren und mögliches Personal auf das Unternehmen aufmerksam machen. Bei dieser Möglichkeit ist davon auszugehen, dass im Gegenzug keine Unternehmensanteile abgegeben werden müssen, und keine verzinsten Rückzahlungen anfallen, womit die Finanzierung quasi ohne Gegenleistung erfolgen.

Abgabe von Unternehmensanteilen

Anders als bei Förderungen durch den Staat, Hochschulen oder Wettbewerben werden bei den folgenden Finanzierungswegen Unternehmensanteile abgegeben. Wie groß der abzugebende Anteil ausfällt, ist von den jeweiligen Investoren abhängig.

Akzeleratoren

Akzeleratoren übernehmen nicht nur die Finanzierung, sondern kümmern sich in der Regel auch noch um das Netzwerk und die ersten Schritte bis zur Gründung. Dieses Modell eignet sich besonders für Unternehmen, die noch ganz am Anfang stehen und zu dieser Zeit mehr Sicherheit haben wollen. Im Gegenzug werden Anteile an die Akzeleratoren abgegeben. Wenn du zu diesem Thema mehr Informationen haben willst, solltest du in unserem Artikel über Akzeleratoren nachschauen.

Business Angel
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Business Angel können sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen sein, die in der Regel sehr früh in das Start-Up investieren. Sie haben meist eine besondere Verbindung zum Start-Up, indem sie entweder selbst in der Branche tätig waren oder Kontakte in diesem Bereich haben. Deswegen investieren sie überwiegend nicht nur in Start-Ups, sondern unterstützen die Gründer:innen auch mit Know-How und Kontakten. Da sie direkt nach Familie und Freunden und vor Venture Capitals investieren, fallen ihre Renditen sehr unterschiedlich aus. Dies liegt daran, dass sich die Projekte noch in der Anfangsphase befinden und es schwierig ist, den weiteren Verlauf zu kalkulieren. Wenn du keinen aus deiner Branche oder deinem Umfeld kennst, kannst du auch im Internet nach einem geeignetem Business Angel suchen. [2]

Venture Capital

Venture Capital können ebenfalls Einzelpersonen, als auch Unternehmen sein, die früh in das Unternehmen investieren. Allerdings bringen VCs primär nicht unbedingt Wissen oder Kontakte in der Branche mit, sondern sind lediglich an Profit interessiert. Aus diesem Grund in Verbindung mit dem hohen Risiko investieren sie meist in mehrere Start-Ups, um ihr eigenes Investitionsrisiko zu minimieren. Die abzugebenden Anteile an Venture Capitals sind in der Regel auch sehr hoch, weswegen du diesen Schritt gut überlegen solltest. Mehr zum Thema Venture Capital und welche KPIs für diese besonders wichtig sind, liest du hier.[3]

Anteile behalten

Wenn du zusätzliches Kapital benötigst, aber unter keinen Umständen Anteile abgeben möchtest, solltest du dir überlegen, die folgenden Möglichkeiten zu nutzen. Allerdings kann es auch bei einer Investition eines Venture Capitals möglich sein, im weiteren Verlauf Anteile zurückzukaufen.

Bekannte und Familie (FFF)

Die finanzielle Unterstützung durch Family&Friends geschieht vorwiegend direkt zum Beginn deiner Tätigkeit und ist nicht mit der Abgabe von Anteilen, sonders größtenteils nur mit der späteren Rückzahlung verbunden. Allerdings solltest du beachten, dass bei dieser Form der Finanzierung nicht nur dein unternehmerischer Erfolg, sondern auch private Beziehungen auf dem Spiel stehen. [4]

Crowdfunding
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Das Internet hat das Prinzip des Crowdfundings sehr effektiv gemacht, weswegen es vor allem in Amerika sehr beliebt ist. Gründer:innen nutzen eine Plattform im Internet, um sich und ihr Unternehmen vorzustellen und um finanzielle Unterstützung zu bitten. Der Zielbetrag, sowie der Verwendungszweck werden im Vorhinein klar definiert und Einzelpersonen können einen meist beliebig großen Betrag zu dem Vorhaben beisteuern. Im Gegenzug bieten die meisten Gründer:innen allerdings keine Anteile an, sondern lediglich kleine Vorteile im Zusammenhang mit dem Geschäftsmodell, wie zum Beispiel vorzeitige Zugänge zu Angeboten. Allerdings können die unterstützenden Personen auch nur durch persönliche Beweggründe dazu motiviert sein, die Idee mitzufinanzieren, ohne weitere Vorteile zu haben. Wenn du eine revolutionäre Idee hast, die einen Markt verändern oder sogar schaffen kann, solltest du eher nicht auf diese Finanzierungsmöglichkeit zurückgreifen, da deine Idee öffentlich präsentiert wird.[5]

Bankkredit

Eine der bekanntesten Möglichkeiten, seine Unternehmung zu finanzieren, ist der Bankkredit. Allerdings ist dieser für junge Selbständige sehr selten erreichbar. Banken wollen in der Regel ein extrem niedriges Risiko bei der Kreditvergabe eingehen und sind besonders bei unerfahrenen Gründer:innen eher zurückhaltend. Damit du von deiner Hausbank als kreditwürdig eingestuft werden kannst, musst du von deiner fristgerechten Zahlungsfähigkeit überzeugen, Sicherheiten bieten und einen makellosen Businessplan, inklusive Liquiditätsplan, vorlegen.[6]

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