In Zeiten von zahlreichen Online-Geschäftsmodellen, die auf den ersten Blick losgelöst von Standortfaktoren funktionieren, stellt sich die Frage, ob der genaue Standort für das eigene Unternehmen überhaupt relevant ist. Diese Frage ist allerdings zu komplex, um sie pauschal zu beantworten, weswegen du dir bewusst machen musst, welche Faktoren kritisch für dein Unternehmen sind. Selbst wenn dein Geschäft aus digitalen Dienstleistungen besteht, kannst du dir Gedanken machen, an welchem Ort du steuerliche Vorteile hast.
Bei der Standortanalyse sind unzählige, teils individuelle, Faktoren und Parameter zu berücksichtigen. Damit du diese übersichtlicher und entscheidungsorientierter anordnen kannst, empfiehlt es sich eine SWOT-Matrix zu entwerfen.
Hierbei solltest du die Faktoren in folgende Kategorien einteilen:
Aber welche konkreten Aspekte sind für dich überhaupt relevant? Wie bereits erwähnt, ist diese Frage nur individuell zu beantworten. Trotzdem findest du hier eine allgemeine Übersicht über die Faktoren:
Du solltest bei der Wahl des Standortes durchaus berücksichtigen, wie der Gewerbesteuerhebesatz in deiner Region ausfällt und, ob es anderweitige Abgaben gibt, die du zu bezahlen hast. Außerdem kann es für junge Start-Ups interessant sein, wie viele Fördergelder der jeweilige Standort pro Periode zur Verfügung hat. Die finanziellen Vorteile müssen aber nicht nur von staatlicher Seite kommen, sondern können auch aus der eigenen Branche über Akzeleratoren oder andere Innovationsfonds kommen.
Die Branchenpräsenz hat neben den finanziellen Aspekten auch den Vorteil, dass man auf vorhandene Infrastrukturen zurückgreifen kann. Wer beispielsweise im Bereich der maritimen Technik tätig ist, findet am Standort Hamburg natürlich mehr Konkurrenten, aber auch mehr Informationen und Kontakte, die einem kurz- oder langfristig helfen können. Dennoch kann es passieren, dass eine zu hohe Branchenpräsenz den Markt bereits übersättigt und die Konkurrenz zu groß ist. Genau dieser Zwiespalt zwischen Vorteil durch Informationsstruktur und Übersättigung durch Konkurrenz zeigt, wie individuell die Faktoren und Situationen zu gewichten sind.
Besonders wenn das Geschäftsmodell mit dem physischen Vertrieb oder allgemein mit physischen Produkten zu tun hat, solltest du dir darüber im Klaren sein, wie gut der Standort angebunden ist. Während für den Einzelhandel eine viel frequentierte Fußgängerzone genau das Richtige ist, müssen sich Unternehmen mit einem internationalen Kundenstamm darum kümmern, dass der Standort gut angebunden ist. Wo ist der nächste Flughafen? Wie sehen die Autobahnanbindungen aus? Gibt es die Möglichkeit, den Seeweg zu nutzen?
Durch den Fachkräftemangel sieht der Arbeitsmarkt derzeit an wenigen Orten in Deutschland wirklich rosig aus, weswegen sich auch mit dem Thema Outsourcing beschäftigt werden kann. Dennoch gibt es auch in Deutschland einige Möglichkeiten, die Personalsuche zu erleichtern. Es ist immer eine Empfehlung wert, sich in der Nähe von Ausbildungsstätten und Universitäten zu positionieren, um zukünftiges Personal besser zu erreichen.
Das Preisniveau ist nicht nur für das Angebot der eigenen Produkte relevant, sondern auch für Kostenpunkte, wie Miete, Personal und Nebenkosten. Da viele Vermieter eher auf langfristige Mietverträge aus sind, sollte vorher genaustens geprüft werden, wie viel Miete langfristig vom Unternehmen getragen werden kann. [1]
Wie du im Artikel bereits erfahren hast, ist die Standortwahl eine wichtige Entscheidung, bei der du dich nicht zu sehr von Emotionen leiten lassen solltest. Dennoch können auch weiche Faktoren in die Entscheidung einfließen. Wenn du in deiner Heimat weitaus glücklicher bist, kannst du dies auch berücksichtigen.
Doch welche konkreten Standortfaktoren spielen bei uns im Norden eine große Rolle? Ist es überhaupt noch möglich, im Norden erfolgreich zu gründen?
Die Antwort lautet eindeutig ja.
Trotz derzeit nur ca. 2,9 Millionen Einwohnern liegt der Anteil der Haushalte mit mehr als 50 Mbit/s bei 81,9 % (Stand 2021), was Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Flächenländern den zweiten Platz einbringt. Dieser Wert ist besonders für Online-Geschäftsmodelle interessant.
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Aber nicht nur für Gründer:innen eines Online-Business ist der Standort Schleswig-Holstein interessant.
Durch die geografische Lage sind sowohl die Wege ins Baltikum, als auch nach Nord- und Osteuropa extrem kurz. Der Transport von Waren kann nicht nur durch LKWs und Züge erfolgen, sondern auch durch die zahlreichen Wasserwege.
Die Nähe zum Standort Hamburg ist ebenfalls ein Vorteil, der nicht zu vernachlässigen ist. Das Informationsnetzwerk „Die Deutsche Wirtschaft“ stuft Hamburg im nationalen Vergleich noch vor München auf dem ersten Platz ein. Mit 1012 Top-Unternehmen sind in der Hansestadt deutschlandweit am meisten, was auch über die Stadtgrenzen hinaus Wellen schlägt. So ist nicht nur die Infrastruktur ausgebaut, sondern auch die Chance auf lokale Kooperationen größer.
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Du solltest bei der Standortwahl trotzdem beachten, dass manche Branchen eine höhere Dichte an bestimmten Orten haben. Maritime Technik ist in Hamburg weit verbreitet, wohingegen die Automobilunternehmen in Bayern und Baden-Württemberg angesiedelt sind und sich der Finanzsektor um Frankfurt ballt.
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